Pressestimmen:
Tip, Nr. 3, 23.1.1997
"Puff Unterlagen"
Das Museum für Post und Kommunikation zeigt die Geschichte der Gebrauchsanweisung
... Doch nicht nur Stilblüten, auch Frauen und
Technik AEG weiß, was Frauen wünschen und die
Entstehung der Gebrauchsanleitung sind sehr anschaulich ausgestellt.
Focus, Nr. 5, 27.1.1997, S.123
"Die Macht ist ab"
Neue Ausstellung: Wer Gebrauchsanleitungen liest, erfährt mehr über die
Gesellschaft
... "In Gebrauchsanleitungen findet sich der Geist der
Zeit", sagt Schwender, im Telefonbuch spiegeln sich Gesellschaftsordnungen.
"Nach Gesprächsende den Hörer richtig auflegen, damit die Gebührenzählung
beendet wird", verlange das im Jahre 1989 das westdeutsche Telefonbuch. In
der Ex-DDR hieß es im gleichen Jahr, der Handapparat müsse sorgfältig
aufgelegt werden, damit "der Fernsprechanschluß für ankommende
Gespräche betriebsbereit ist." Schwender: "Im Westen wird an das ökonomische
Eigeninteresse appelliert, in Ostdeutschland an die Solidarität." Hier
zeige sich außerdem die Mangelwirtschaft, wo sich viele Leute einen
Anschluß teilen mußten.
Neues Deutschland, 29.1.1997
"Keiner will sie, jeder braucht sie"
Auch die Gebrauchsanleitung hat ihre Geschichte
... Die Geschichte des Beipackzettels zwischen Mensch und Technik wurde noch nicht richtig
erforscht, meinten die Akteure, und dann packte es sie gründlich. So
entdeckten sie zum Thema Frauen und Technik die gesellschlechtsspezifische Lektüre
der westlichen Hausfrau der 50er Jahre. Paradebeispiel ist der Bosch-Kühlschrank,
dessen Anleitung mit »Sehr verehrte, gnädige Frau« begann. Na
gut. Aber dann. Herr Bosch versah die Bedienungshilfe für die technisch
Ahnungslose mit einem Dialog zwischen Ehemann und Ehefrau. Der Ehegatte übernahm
natürlich die Rolle des Fachmanns, während die Gattin wie im richtigen
Leben die Ignorantin spielte, die keine Einmischung in ihren Bereich duldet.
Die Welt, 30.1.1997
"Geschichte der Gebrauchsanleitung im Postmuseum" (Textausschnitt)
Sie betrifft jeden, und keinen interessiert sie, aber ein Leben ohne sie ist
undenkbar; jeder braucht sie, und kaum einer liest sie: die Gebrauchsanleitung.
Dabei ist sie vermutlich das älteste Massenmedium der Welt - aber eben auch
das am meisten verspottete. Eine Kulturgeschichte der Gebrauchsanleitung fehlt
uns noch. Das Museum für Post und Kommunikation (An der Urania 15) schließt
jetzt endlich diese Lücke und Präsentiert die Ausstellung "Erst
lesen - dann einschalten! Zur Geschichte der Gebrauchsanleitung".
TAZ, 30.1.1997
"Schlimmstenfalls sinnlos"
Ausstellung zur Geschichte der Gebrauchsanleitung im Postmuseum
...Untersucht wurde die Beziehung zwischen Mensch, Betriebsanleitung und
Technik.
Tagesspiegel, 30.1.1997
"Die inflationäre Puff-Unterlage"
Studentische Ausstellung zur Geschichte der Gebrauchsanleitung
... Ohne sie geht es nicht, und mit ihnen meistens auch nicht. Wer hat nicht schon
einmal beim Kampf mit einem eigensinnigen Gerät den Impuls verspürt,
die unverständliche Gebrauchsanleitung zu zerreißen? Studenten des
Instituts für Medienberatung der TU sind da ganz anders vorgegangen. Sie
haben die Anleitungen nicht wutentbrannt entsorgt, sonder gesammelt.
Süddeutsche Zeitung, 30.1.1997
"Wenn der Beipackzettel zum Denksport wird"
Eine Ausstellung in Berlin dokumentiert, daß Gebrauchsanweisungen nicht immer
hilfreich sind
... Da hilft nur "Probieren geht über
Studieren". Früher war das anders. Funktions- und Bauweise von Geräten
wie Rundfunkempfänger "waren sichtbar und nachvollziehbar", sagt
der Direktor des Museums, Joachim Kallinich. Heute sind Gebrauchsanweisungen
notwendig und manchmal sogar nur von Fachleuten zu verstehen, selbst wenn sie in
einer klaren Sprache verfaßt sind. Die Erforschung der Gebrauchsanweisung
stellte sich als nicht einfach heraus. "Die Ausgangslage ist schwierig: Die
Arbeit derjenigen, die Gebrauchsanleitungen schrieben, ist weitgehend
verschollen, die Spuren sind rar."
BZ, 30.1.1997
"Gebrauchsanweisung jetzt museumsreif"
... Die Geschichte der "Hilfen" beginnt 3000 v. Chr. und wird nun ausgestellt.
General-Anzeiger Bonn, 30. 1. 1997
"Setzen sie das stereo Kopfphon in Kopfphon Wagenwinde ein"
Das Grundübel liegt oft in der schlechten Übersetzung
Eine Ausstellung zur Geschichte der Gebrauchsanweisung
... Viele Museen sind
vollgestopft mit technischen Geräten und erklären die Entwicklung von
der Dampfmaschine bis ins Atomzeitalter. "Doch die Nahtstelle, der Punkt
der Berührung von Mensch und Technik, der Vermittlung von Technik durch
schriftliche Zeugnisse, ist nicht dokumentiert", sagt Clemens Schwender.
Berliner Morgenpost, 30.1.1997
Von "Puff Unterlagen" und anderen Waschzetteln
... "Eigentlich ist das ganze Leben eine Gebrauchsanleitung",
meint Hans Hübner philosophisch. Kein Wunder der Sprecher des
Postmuseums hat sich in den letzten Wochen intensiv mit der Geschichte der
Instruktion für Laien und Fachleute beschäftigt: Sie beginnt mit
Papyrusrollen der alten Ägypter und Leonardo da Vincis
Konstruktionszeichnungen. Sie endet, vorläufig, mit den meist ungeliebten
und häufig ungelesenen Packungsbeilagen von Medikamenten und
High-Tech-Geräten.
Frankfurter Rundschau, 31. 1. 1997
"...sonst die Macht ist ab oder: Fragen Sie einfach Ihren
Mann
Ausstellung über Gebrauchsanweisungen: Erst lesen, dann einschalten
/ Mühsamer Dialog zwischen Techniker und Laien
... Der mühsame
Dialog zwischen Techniker und Laien existiert schon seit langem, die Ausstellung
zeigt Kostbarkeiten wie die Gebrauchsanleitungen für ein Brettspiel und ein
ägyptisches Rezept gegen Grippe, beides im dritten Jahrtausend v. u. Z. auf
Papyrus geschrieben. Als erste deutsche Gebrauchsanleitung ordnet der Initiator
der Schau, Clemens Schwender, das "Feuerwerkbuch" con 1420 ein; ein
Handbuch zum anrühren von Schießpulver. Präzise technische Erläuterungen
seiner Kriegsgeräte und Flugmaschinen hat Leonardo da Vinci hinterlassen.
Der Schriftsteller Franz Kafka schrieb 1909 eine "Unfallverhütungsmaßregel
bei Holzhobelmaschinen".
Berliner Zeitung, 31.1.1997
"Feuchtigkeit schadet der Puff Unterlage"
Ausstellung zur Historie der Gebrauchsanleitung
... Nehmen wir dagegen folgende Anleitung: "Die Feuchtigkeit immer schadet der Puff
Unterlage. Wenn die Puff Unterlage etwas kaputt geht, kann man mit den zusätzlichen
Nylon Kleiderstoff und Zement reparieren". Das laut Packungsbeilage so anrüchige
Produkt hatte der Verkäufer zuvor als Luftmatratze angepriesen.
Leipziger Volkszeitung, 31. 1. 1997
Kauderwelsch als Anleitung: "Entrollen der Puff"-
... "Das Problem ist, daß die Ingenieure die Technik sehr gut
kennen, die sie beschreiben. Dabei denken sie nicht an die Hausfrauen, die sich
mit diesen Dingen nicht sehr gut auskennen", erklärt
Ausstellungsleiter Clemens Schwender. Der 1978 gegründete Fachverband "Gesellschaft
für Technische Kommunikation" will deshalb das Verständnis für
die Bedeutung technischer Kommunikation wecken. Helfen könnte das seit 1990
geltende Produkthaftungsgesetz, sagt seine stellvertretende Chefin Marita
Tjarks.
Märkische Allgemeine, 31. 1. 1997
Präzise Montageanleitungen für Kondomträger
Ab heute im Postmuseum: "Erst lesen dann einschalten! Zur
Geschichte der Gebrauchsanweisung"
... Einst gab es Anarchisten, die
glaubten an Freiheit und Glück und schrieben der Menschheit
Gebrauchsanleitungen, feurig wie Donner und Doria. Johann Most, Amerikaner aus
Deutschland, war einer von ihnen. Seine "Revolutionäre
Kriegswissenschaft (um 1880) gibt feinsinnig Anleitung zum Bombenbau.
Berliner Kurier, 31. 1. 1997
Gebrauchs-Anweisung einfach irre!
... Wer kennt das nicht? Man kauft etwas, faltet begierig die
Gebrauchsanweisung auseinander und versteht nur Bahnhof.
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TAZ, 1. 2. 1997
Die Anleitung zum totalen Widerstand
"Leichte Rauchentwicklung bei Inbetriebnahme": Eine
Ausstellung über Gebrauchsanweisungen zeigt die Wirren der Zeit und die
Verwirrung der Kunden
... Allein in Deutschland leben einige tausend
technische Redakteure davon, Bedienungsanleitungen zu schreiben. Ihr Verband
wird seine Frühjahrstagung extra wegen der Ausstellung in Berlin abhalten.
Berliner Zeitung, 7.2.1997: "Bei Gewitter ist das Telefonieren verboten"
Interview mit Clemens Schwender
Berliner Zeitung: Sie haben über die Anleitung in Telefonbüchern
promoviert. Was ist daran spannend?
Dr. Clemens Schwender: Das Telefon existiert seit über 110 Jahren. In
seiner Geschichte hat es sich nur einmal wesentlich verändert - von der
Amtsvermittlung zum Selbstwählen. Dennoch kommen fast jedes Jahr neue
Anleitungen. Außerdem hat das Thema einen soziokulturellen Hintergrund:
Das Telefonieren wird in jedem Land anders beschrieben, obwohl die Technik die
selbe ist. In Spanien gibt es den Hinweis, daß man seinen Gesprächspartner
am besten zwischen ein und vier Uhr erreicht. Da ist traditionell Siesta. In
Deutschland wurden 1933 aus der Buchstabierfibel alle jüdischen Namen
gestrichen. Aus Samuel wurde Siegfried, aus Zacharias Zeppelin. Die
Gebrauchsanweisung sagt etwas über die Gesellschaft aus, die sie benutzt.
Ihre Lieblingsstelle im Telefonbuch?
Seit 1890 erscheint derselbe Satz: "Bei Gewitter ist das Telefonieren
einzustellen." Schauen Sie nach - heute auf Seite 23. Berichte über
Unfälle habe ich nicht gefunden.
Bringt die Telekom-Anleitung ansonsten weiter?
Es ist wie bei den meisten Gebrauchsanleitungen: Sie sind in der Gerätelogik
und nicht in der Benutzerlogig geschrieben.
Worin liegt das Problem?
Die Anleitungen werden von Technikern geschrieben, die ihr eigenes Fachverständnis
vermitteln. Wenn aber jemand einen Kuchen backen will, interessiert ihn der
turbogesteuerte Motor überhaupt nicht. Er will wissen, ob er die Maschine
anhalten muß, um das Mehl hineinzuschütten. Der Ingenieur aber war
stolz auf die technische Entwicklung des Motors.
Warum gehen die Firmen nicht mehr auf die Kunden ein?
Es herrscht die Meinung: solange die Geräte gekauft werden, ist alles
in Ordnung. Ein anderer Grund für immer kompliziertere Anleitungen und
Funktionen ist der Markt. Für viele Kunden soll es doch "was
besonderes" sein. Da zeigt der Verkäufer halt die besonderen Modelle,
und zu Hause kann sie keiner bedienen. Es ist aber Bewegung in den Markt
gekommen. Grundig z. B. bringt einen Teil der Grundfunktionen im vorderen Teil
der Anleitung gut lesbar und übersichtlich. Die nennen das intern die "Omafunktionen".
Was kompliziert ist wird weiter hinten und nicht mehr ganz so simpel
beschrieben.
Haben Sie schon einmal eine perfekte Gebrauchsanleitung gesehen?
Nein, die wird es wohl auch nie geben. Selbst die Stiftung Warentest hat
keine ausgereiften Kriterien.
Berliner Zeitung, 7.2.1997
Man versteht die Welt nicht mehr
Über die Depression nach dem Lesen von Gebrauchsanleitungen ...
Im "Feuerwerkbuch" von 1420, dem ersten technischen Buch in deutscher
Sprache, das die Herstellung von Feuerwaffen und Pulvermischungen beschreibt,
heißt es: "Willst du machen ein besseres Pulver, als das davor, damit
man weiter schießen kann und stärker schießen kann, als mit
einem der vorigen, so nimm sechs Pfund Salpeter und zwei Pfund Schwefel und ein
Pfund Kohlen. Das wird ein gutes, starkes Pulver und schießt weit."
Das versteht man, aber 577 Jahre später brauchen wir die Hilfe unseres
Nachbarn, um den Videorecorder einzustellen. Und sogar der kann nicht alles.
Stuttgarter Zeitung, 8. 2. 1997
Und wer erklärt uns die Gebrauchsanweisung?
... Naturgemäß steht im Postmuseum die Anleitung zum Telefonieren
im Mittelpunkt des Interesses, zumal sie seit der Einführung des Telefons
1881 in Deutschland lückenlos dokumentiert ist. In jeder Neuauflage des
Telefonbuches wird der technisch weitgehend gleiche Vorgang immer wieder erklärt,
immer ein wenig anders. Das preußische Befehlsgeschnarre der Kaiserzeit
war in den 20er Jahren überholt; kaum waren die Nationalsozialisten an der
Macht, "arisierten" sie die Buchstabiertafel, die 1903 von der
Reichspost zum besseren Verständnis für das Fräulein vom Amt
eingeführt worden war. Aus "D wie David" wurde "D
wie Dora"; Nathan wurde durch "N wie Nordpol" ersetzt und
Samuel vom germanischen Siegfried verdrängt
Horizont, Zeitung für Marketing und Werbung, 9. 2. 1997
Da rastet die Hausfrau manchmal aus
Berliner Post-Museum zeigt Ausstellung über Gebrauchsanleitungen
...Warum viele wißbegierige Leser noch heute ihre liebe Not mit dem
Kommunikationsmittel haben, wird im Katalog lakonisch wie schlüssig
beantwortet: "Eine Gebrauchsanweisung soll eine Beziehung zwischen dem
Leser und dem Gerät schaffen. Um das zu erreichen, muß der Autor sich
sowohl mit dem Gerät als auch mit dem Leser befassen. Da es wesentlich
einfacher ist, sich mit dem Gerät zu befassen, sind Gebrauchsanleitungen
oft korrekt, aber unverständlich." Der Katalog ist überhaupt zu
empfehlen, weil darin vieles rund um die Gebrauchsanweisung zusammengetragen
ist.
Frankfurter Allgemeine Zeitung-Magazin, 14. 2. 1997
Gebrauchsanleitungshumor
... Man sollte überhaupt nie über eine Gebrauchsanleitung lachen.
Sondern: "Erst lesen, dann einschalten." So das Motto einer
Ausstellung über Gebrauchsanleitungen, die das Elend vom alten Ägypten
bis zum neuen Deutschland aufrollt.
Zitty, 13. 2. 1997
Tücke des Waschzettels
Ausstellung: Die Geschichte der Gebrauchsanleitung im Postmuseum
...Doch richtig spannend wird es, wenn man das hervorragende, reich bebilderte
Begleitbuch konsultiert. Was sie Schau nur anreißt schließlich
geht es um die Anleitungen, nicht um die Objekte selbst ist im Beibuch
ausführlich dokumentiert. Wir lernen Franz Kafka als Technical Writer
kennen aber auch den Einfluß der Nationalsozialisten auf die
Normbuchstabiertafel.
Frankfurter Allgemeine Zeitung-Magazin, 14. 2. 1997
Gebrauchsanleitungshumor
... Man sollte überhaupt nie über eine Gebrauchsanleitung lachen.
Sondern: "Erst lesen, dann einschalten." So das Motto einer
Ausstellung über Gebrauchsanleitungen, die das Elend vom alten Ägypten
bis zum neuen Deutschland aufrollt.
TU intern, 2-3/97
Erst lesen - dann einschalten!
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Prinz, März 1997
Der Telefonmann
Charakteristisch, das lernt man in der Ausstellung schnell, war schon zu
allen Zeiten der euphorische Grundton der Anleitungen (Anleitung zu einer
Radio-Fernbedienung aus den 50er Jahren: "Der Ferndirigent Ein
Wunschtraum geht in Erfüllung") und die Versicherung, daß alles
ganz einfach sei (Anleitung zu einem Mercedes Rennwagen von 1902: "Die
Handhabung des Wagens ist eine sehr einfache").
JETZT, Beilage zur Süddeutschen Zeitung, 10. 3. 1997
Anleitungen
Mensch und Technik: ein Mißverständnis
... Damit sich Mensch und Maschine besser verstehen, gibt es Gebrauchsanweisungen. Um deren
Geschichte geht es in der Ausstellung "Erst lesen, dann einschalten",
die im Museum für Post und Kommunikation in Berlin derzeit zu sehen ist.
Die Geschichte der Gebrauchsanleitung zu beleuchten war längst überfällig,
denn das Verhältnis zwischen Mensch und Gebrauchsanweisung ist genauso
kompliziert wie das zwischen Mensch und Technik.
FREUNDIN, 12. 3. 1997
Rätelraten nach Anleitung
... Neben Infos zur "Entstehungsgeschichte" von Anleitungen gibt es auch Amüsantes zum Thema "Frauen & Technik".
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. 3. 1997
Erst lesen dann einschalten!
Ein Versuch, die Geschichte der Gebrauchsanleitung aufzuarbeiten ...
Das Thema Gebrauchsanleitungen ist ein weites und ein interessantes Feld, darüber
läßt sich noch die eine oder andere Seminararbeit schreiben. Die
Erkenntnis, daß Gebrauchsanleitungen den Geist der Zeit widerspiegeln, ist
so wahr wie platt und braucht deshalb nicht wissenschaftlich weiterverfolgt zu
werden. Die Ausstellung hinterläßt das Harald-Schmidt-Feeling: Es war
ganz lustig, und viel dümmer ist man nicht geworden. Sie wird noch bis zum
25. Mai gezeigt und es gibt für 24 Mark sogar einen kleinen Katalog.
[030], 27. 3. 1997
Erst lesen - dann einschalten!
"Fasse dich kurz!" oder "Ruf doch mal an!" - so war Telefonieren in der DDR und so in der BRD! Diese unterschiedlichen Empfehlungen sind mehr als schlichte Slogans, sondern kleine Gebrauchsanweisungen. Man muß nur mal die ersten Seiten des Telefonbuchs aufschlagen, und siehe da, es gibt auch in diesen techniküberfütterten Zeiten noch eine Anleitung zu Telefonieren. Und nicht nur da! Wer stand noch nicht hilflos vor den Einzelteilen aus dem Inhalt eines Überraschungseies, unfähig ohne das dazugehörige Zettelchen den kleinen Plastikhaufen zu einem mehr oder minder sinnvollen Ganzen zu fügen? Beipackzettel überall. Genau das sind die Themen einer Ausstellung im Museum für Post und Kommunikation.
Der Spiegel, 31. 3. 1997
Prost, gnädige Frau!
... "Verehrte gnädige Frau Frau", umschmeichelt da das
Handbuch für einen Bosch-Kühlschrank die züchtige Hausfrau, "ein
Traum wird endlich Wirklichkeit, das Babyfläschchen ist kein Problem mehr,
und der Hausherr freut sich am zischenden Bier, die Kinder an den Eiswürfeln
in der Limonade." Familenglück made in Germany.
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tekom-Nachrichten, Nr. 2 1997
Interview mit Dr. Kallinich, dem Leiter des Museums für Post und Kommunikation
tn: Welche Intention liegt der Entscheidung des Museums für Post und Kommunikation zugrunde, die Ausstellung "Erst lesen-dann einschalten" in das Sonderausstellungsprogramm aufzunehmen?
Dr. Kallinich: Der Name ist Programm für unser Haus, Museum für Post und Kommunikation.
Kommunikation ist für mich der Oberbegriff, wobei Post ein Teil der Kommunikation ist.
Die Tradition war bisher: Ausstellungen von der Post für die Post. Wir wollen nun neue Wege gehen.
Unter dem Dach der Kommunikation paßt natürlich das Thema "Gebrauchsanleitungen" wunderbar in das Ausstellungsprogramm, da Gebrauchsanleitungen meist Kommunikation in Text und Bild vereinen.
tn: Wie funktioniert die Zuammenarbeit des MPK mit anderen Institutionen?
Dr. Kallinich: Das Museum soll ein Ort der Kommunikation sein, offen für alles Neue.
Wir sind immer interessiert an Impulsen, die von außen kommen, denn Museum ist heute mehr als nur die Betrachtung von Geschichte.
Daher freue ich mich besonders über die Zusammenarbeit mit der TU Berlin, den Studierenden des Studiengangs Medienberatung.
Im Rahmen der Ausstellung werden besondere kulturelle Angebote möglich, angefangen bei Vorträgen über Theateraufführungen bis hin zu Performances.
tn: Welche Aspekte reizen Sie persönlich an der Thematik "Gebrauchsanleitung"?
Dr. Kallinich: Für mich gibt es hier zwei nennenswerte Aspekte, erstens die Alltäglichkeit und somit auch Allgegenwärtigkeit der Gebrauchsanleitung; zum anderen interessiert mich die Frage nach der Weiterentwicklung der Gebrauchsanleitung im Laufe der Zeit.
Die Prozesse, die dort beschrieben sind, werden immer vielfältiger. Der Technikbegriff verändert sich.
So konnte man früher am Äußeren einer Maschine oft ihre Funktionsweise ablesen, was heute nur noch selten möglich ist.
Auf dieser Basis wird die Gebrauchsanleitung notwendig.
Top, April 1997
Wenn die Puff Unterlage von der Wärme Inflation bekommt
"Erstaunlich, wieviele Leute hier sind", wundert sich TU-Professor Knilli, "erzählen Sie doch mal jemandem, daß Sie sich für Gebrauchsanleitungen interessieren. Der hält Sie für verrückt." Tatsächlich hat die Idee, eine Ausstellung zur "Geschichte der Gebrauchsanleitung" auf die Beine zu stellen, auf den ersten Blick etwas Extravagantes. Auf den zweiten Blick schon weniger. Initiator Clemens Schwender (TU Berlin) leuchtete es überhaupt nicht ein, weshalb die historische Betrachtung der Art, wie Technik dem Menschen vermittelt wird, weniger wichtig sein soll, als die Dokumentation der technischen Entwicklungen selbst. "Gebrauchsanleitungen haben weniger etwas mit Technik als mit unseren Vorstellungen von Technik zu tun", so der Medienwissenschaftler.
... "Mit soviel Ressonanz haben wir nicht gerechnet", freute sich Dr. Joachim Kallinich, der Direktor des Museums für Post und Kommunikation, am Eröffnungstag. Zu Recht fand die sehenswerte Ausstellung von Anfang an überregionale Beachtung. Vielleicht gilt sie schon bald als "Pilotprojekt", das zu einer breiteren Beschäftigung mit den Berührungspunkten von Mensch und Technik inspiriert.
TAZ, 2. 4. 1997
"Erst lesen - dann einschalten!"
Notizen zum Wandel im Anleitungs- und Gebrauchsanleitungswesen
Was der Schrift als Ursprngsmythos angedichtet wurde - Speicher zu sein und Abbild der Welt -, hat die Gebrauchsanleitung immer mit Inbrunst sein wollen. "Die Feuchtigkeit schadet der Puffunterlage", kann es da schon mal heißen. "Wenn das Wetter kalt ist, wird die Puff Unterlage sich langsam puffen. Entrollen der Puff Unterlage und liegen auf ihr, dann wird sie von der Wärme Inflation bekommen." Mitunter ist schwer zu entscheiden, ob es sich um nützliche Handreichungen zum Gerät oder um Sprachexperimentelles handelt.
Die Geschichte der Gebrauchsanleitung aber zeugt - von den Anwenderinformationen für altägyptische Amulettträger bis in die Entwicklungsbüros für Luftmatratzen - vom unermüdlichen Scheitern schreibender Ingenieure und ihrer Übersetzer. Clemens Schwender, der dazu im Berliner Postmuseum eine Ausstellung gemacht hat, spricht trotzdem gern etwas populistisch von der Gebrauchsanleitung als "Nahtstelle" zwischen Mensch und Technik. Das ist fürwahr eine grausame Metapher. Ihren Sinn findet sie in der Aussicht auf den Automaten als Prothese: Fließband, Audiovision und Schreibmaschine sind die Krücken für unsere technisch unausgereiften Organe. Das wurde 1964 zwischen Medientheorie und Paläontologie so ausgehandelt.
Wenig spricht dafür, daß Schrift jemals Seemannsgarn für dieses Projekt "Nahtstelle" hätte abgeben können. Im Gegenteil. Daß Risiken und Nebenwirkungen der Verpackung zu entnehmen sind, ist buchstäblich zu verstehen. Davon berichtete kürzlich die Zeitschrift Amica. Ein deutscher Chemiekonzern hatte sein conterganhaltiges Produkt "Thalidomid" auf seiner Schachtel zeitweilig mit dem Bild eines durchgekreuzten schwangeren Bauches gekennzeichnet. Es kam daraufhin in Brasilien zu neuen Contergan-Opfern, weil man die Tabletten für ein Abtreibungsmittel hielt.
Clemens Schwender aber ist Optimist. Für Grundig begutachtet er Gebrauchsanleitungen und hat mittlerweile objektive Kriterien zu ihrer Qualitätskontrolle entwickelt. Utopischer Orientierungspunkt ist die Deutsche Industrie-Norm (DIN) mit ihrer Bestimmung 8418: "Form und Ausführlichkeit sollen auf die Eigenart des Erzeugnisses und die voraussetzbare Sachkunde des Verwenders abgestimmt sein." Ein breites Arbeitsfeld für den Kommunikationswissenschaftler tut sich da auf.
Zielgruppengerechtigkeit, weiß der aufgeklärte technische Redakteur, ist die Ultimo ratio der Gebrauchsanweisung. Villém Flusser hat das auf den Punkt gebracht: Die "voraussetzbare Sachkunde des Verwenders" zielt nicht auf Vermittlung, die Geschichte der Schrift kristalliert sich in der "Vorschrift": "Man hat schon immer an Menschen geschrieben, als wären die Menschen Apparate." Aus den chammurabischen Tafeln wurden Gesetze, und aus den Gesetzen Gebrauchsanweisungen. Die Programmierung ihres Adressaten ist Movens der Kulturtechnik Schrift. Anständige Anarchisten haben das immer gewußt. Watzlawicks "Anleitung zum Unglücklichsein" und Guillon / Bonniecs "Gebrauchsanleitung zum Selbstmord" zielen direkt auf Körper und Seele ihrer Adressaten.
Zielgruppengerechtigkeit also hat sich seit den Achtzigern auch im Anleitungswesen durchgesetzt. Ein anderes Beispiel sind die Bremsanleitungen von Mercedes-Benz. Wo einst ausführliche Wartungs- und Anwenderinformationen instrumentelles Wissen abforderten, heißt es heute prägnant: "Zu schnelles Fahren erhöht das Unfallrisiko."
Das ist Gebrauchsanleitung in Sinne moderner Handlungssoziologie. Möglich wurde das nur, weil dem technischen Redakteur heute ein anonymer Adressat die Tasten schlägt. Der menschenfreundliche Hinweis von Mercedes nämlich geht auf ein Gesetz von 1968 zurück: auf die Übertragung der Produkthaftung auf den Hersteller, der dafür zu sorgen hat, daß das Unfallrisiko möglichst gering gehalten wird. Seitdem geht die Gebrauchsanweisung nicht mehr zu Händen des Anwenders, sondern des Versicherers. Die "technische Dokumentation" gehört heute in die juristische Abteilung der Unternehmen. Sie ist ins Reich der Vorschriften zurückgekehrt.
(Fritz von Klinggräff)
Frankfurter Rundschau, 12. 4. 1997
Bedienungsanleitungen sind für viele Bundesbürger nicht zu gebrauchen
Fachverband mit Qualität häufig unzufrieden / Ausstellung in Berliner Museum erläutert die Geschichte der Schriftstücke
... Beispiel Kühlschrank. Jahrzehntelang hatten Hausfrauen Obst eingekocht oder Fleisch geräuschert und gepökelt - nun sollen die Bundesbürger plötzlich auf das "Gefriermöbel" genannte Ding umsteigen. Das klappte nicht so gut, wie die Unternehmen wünschten. Viele Haushalte etwa zogen im Winter den Stecker. "Die Autoren der Anleitungen hielten es für nötig, sicher auch im Interesse des Nachfolgeabsatzes, den Dauerbetrieb zu propagieren", resümiert Katalog-Autor Markus Nickl. So verkündet Bosch für sein Produkt Silberstreif: "Man kühlt ja nicht nur, um Speisen zu schützen, sondern auch um ihre Frische und Wohlgeschmack zu erhalten. Weihnachten, Frühjahr, Fasching - die Zeit der Feste und gesellschaftliche Ereignisse verlangt geradezu danach: auch im Winter den Kühlschrank in Betrieb zu halten." Technische Kompetenz wurde den Frauen abgesprochen: "Die Kühlmaschine einmal im Jahr zu pflegen, dazu verpflichten sie am besten Ihren Mann."
Heute steht an dieser Stelle meist der Hinweis , unbedingt den Elektriker zu rufen. Die Maschinen sind komplizierter geworden - ein Trend, der sich fortsetzt. Man müsse, mahnt Schwender, über Anleitungen neu nachdenken, denn in Zukunft werde zunehmend Technik eingesetzt, die ohne Gebrauchsanweisung nicht zu verstehen sei.
Berliner Morgenpost "Live", 24. 4. 1997
Postmuseum "Erst den Nippel durch die Lasche ziehen"
... Die Frage, ob man selbst zu blöd ist, klärt nun ein für allemal eine Ausstellung zur Geschichte der Gebrauchsanleitung. Dabei gibt es natürlich nicht nur langweilige, sondern auch amüsante Texte zu lesen, und vor allem kann man gleich vor Ort Anschauungsunterricht nehmen und vom Wasserschaufelrad bis zur alten Wäschetrommel die dazugehörigen Maschinen studieren. Ein historischer Abriß über fünf Jahrhunderte beweist, daß das Genie Leonardo da Vinci und auch der Schriftsteller Franz Kafka sich gelegentlich in technischen Texten geübt haben - erfolgreich natürlich.
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Pressemitteilung:
Sehr geehrte Damen und Herren,
jeder braucht sie - keiner liest sie. Trotzdem ist die Gebrauchsanleitung
eine nicht mehr wegzudenkende Packungsbeilage des Alltags. Man findet sie überall:
Ob im Überraschungsei, in der Kondompackung oder bei der ISDN-Anlage, alle
Gegenstände des täglichen Gebrauchs werden begleitet von einer ausführlichen
Erklärung.
Was wäre der Mensch ohne Anleitung?", fragte Clemens
Schwender, wissenschaftlicher Mitarbeiter der TU Berlin, als er mit diesem
Ansatz dem Museum für Post und Kommunikation Berlin den Vorschlag für
eine gemeinsame Ausstellung unterbreitete. Sie ist nun mit Hilfe von
StudentInnen des Studienganges Medienberatung realisiert und wird ab 1. Februar
1997 der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.
Erst lesen - dann einschalten! lautet das Motto ab Februar 1997 im Museum für
Post und Kommunikation.
Erst lesen - dann einschalten! stellt mit der Gebrauchsanleitung ein alltägliches
Medium in den Mittelpunkt einer Ausstellung.
Erst lesen - dann einschalten! erzählt die Geschichte
der Gebrauchsanleitung von der Antike bis zur Moderne.
Erst lesen - dann einschalten! untersucht die Beziehung zwischen Mensch,
Gebrauchsanleitung und Technik.
Erst lesen - dann einschalten! vermittelt auf ungewöhnliche
Weise ein Abbild der Gesellschaft.
Erst lesen - dann einschalten! bietet eine Vielzahl von
Stilblüten und skurrilen Übersetzungen.
Text: Pressegruppe
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